Zurück zu Kurs

Grundlagen für agile Food-Projekte​

0% Vollständig
0/0 Steps
  1. Einführung in Agilität

    Einführung in Ihren Onlinekurs
  2. Was macht ein Projekt zu einem guten Projekt?
  3. Die VUCA-Welt
  4. Reflexion
  5. Das Cynefin-Modell
  6. Einführung in Scrum
  7. Die Scrum-Rollen
  8. Unterschiede zwischen dem agilen und klassischen Vorgehen
  9. Agile Prinzipien und Werte
    Einführung in Kapitel 2
  10. Das interdisziplinäre Team
  11. Agile Prinzipien
  12. Agile Werte
  13. Die Rolle des Scrum-Masters
  14. Grenzen von Agilität
  15. Das agile Lebensmittel-Projekt
    Einführung in Kapitel 3
  16. Die alte Welt und Ihre Probleme
  17. Die neue Welt: Verständnis und Voraussetzung
  18. Die neue Welt: Workshop Teil 1 - Beispiel Grillsauce
  19. Die neue Welt: Workshop Teil 2 - Beispiel Grillsauce
  20. Die neue Welt: Workshop Teil 3 - Beispiel Gewürzgurke
  21. Die neue Welt: Vorbereitung des Workshops
  22. Die neue Welt und ihre Antworten auf die Probleme der alten Welt
  23. Das Kanban-Board
  24. Die Minto-Methode
  25. Zwei Werkzeuge für die Retrospektive
  26. Timeboxing
  27. Ihre Aufgaben für Ihr erstes agiles Projekt
  28. Der Werkzeugkasten für agiles Arbeiten
    Einführung in Kapitel 4
  29. Design Thinking Ansatz - Innovationsideen generieren
  30. Brainwriting - Innovationsideen generieren
  31. Scheiterhaufen - Innovationsideen generieren
  32. Das Scoring Modell - Produktideen besser bewerten
  33. Die visuelle Schnellbewertung - Produktideen besser bewerten
  34. Das Feedback Capture Grid - Produktideen besser bewerten
  35. Buridans Esel - Produktideen bewerten
  36. Elevator Pitch mit der AIDA-Formel - Sich für Produktideen einsetzen
  37. Der Brief an die Oma - Sich für Produktideen einsetzen
  38. Das Promotorenmodell - Sich für Produktideen einsetzen
  39. Ideen und Mindset Propaganda-Center - Sich für Produktideen einsetzen
  40. Bingo Team Opener - Herausforderungen im Innovationsprojekt
  41. Meinungsblitz - Herausforderungen im Innovationsprojekt
  42. Troika Consulting - Herausforderungen im Innovationsprojekt
  43. Stakeholder-Matrix - Herausforderungen im Innovationsprojekt
  44. SWOT-Analyse - Herausforderungen im Innovationsprojekt
  45. Value Proposition Canvas - Herausforderungen im Innovationsprojekt
  46. Porters 5 Kräfte - Herausforderungen im Innovationsprojekt
  47. Der Abschluss Ihres Onlinekurses
Lektion 3 von 47
In Bearbeitung

Die VUCA-Welt

Vimeo

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Vimeo.
Mehr erfahren

Video laden

In dieser Lektion schauen wir uns an, was man unter VUCA versteht und geben konkrete Beispiele wie sich VUCA in der Arbeitswelt von Lebensmittelunternehmen äußert. 

Der Begriff VUCA wurde Mitte der 1990er Jahre vom amerikanischen Militär geprägt, damit sich die militärischen Führungskräfte auf die neue Situation nach dem Ende des Kalten Krieges einstellen konnten.  

Denn plötzlich gab es nicht mehr nur einen Feind für die westliche Zivilisation und die Art der Auseinandersetzung hatte sich verändert.1 

Torsten Scheller beschreibt in seinem Buch sehr treffend, wie sich Unternehmen und Individuen in der VUCA-Welt fühlen:  

„In dieser Welt gibt es keine festen Regeln, keine Gewissheiten und keine klar erkennbaren Zusammenhänge mehr: Alles ist möglich – auch das Gegenteil. Und gleich wieder etwas anderes!“2 

Mit diesen Gedanken im Hinterkopf ist es nun einfach, die vier Komponenten der VUCA-Welt zu verstehen: 

– Volatilität = Volatilität, also die Schwankung von z.B. Preisen, Aktienkursen, Zinsen oder auch Märkten in sehr kurzer Zeit. 

Mit anderen Worten: Eine Situation kann sich schnell, intensiv und mit unterschiedlicher Regelmäßigkeit ändern, so dass Stabilität immer öfter fehlt. Und diese Volatilität nimmt zu. 

– Uncertainty = die Ungewissheit, also die Unsicherheit darüber, was genau passieren wird und welche Auswirkungen das haben wird. Diese Unsicherheit hat zugenommen. 

– Complexity = die Komplexität z.B. der Welt und der Arbeitswelt. Es ist schwierig, aufgrund der Komplexität und Vernetzung den Überblick zu behalten. Menschen und Dinge sind heute viel stärker vernetzt. Denken wir an Reisen und Information. Dann gibt es intelligente Fabriken, in denen viele Prozesse automatisiert ablaufen. 

– Ambiguität = Ambiguität. Damit ist eine Doppel- oder Mehrdeutigkeit gemeint. 

Ein Beispiel ist die Weisungsgebundenheit eines Mitarbeiters gegenüber einem Projektleiter und gleichzeitig gegenüber der Linie. Es kann vorkommen, dass beide Parteien auf Basis der gleichen Information etwas anderes wollen und beide haben recht. Ein klares Richtig oder Falsch gibt es nicht mehr. 

Was bedeutet VUCA nun konkret für Sie in Ihrer Arbeitswelt in Lebensmittelunternehmen? 

Schauen wir uns ein paar Beispiele an, um die Dimensionen von VUCA besser erfassen zu können. 

Beginnen wir mit der Volatilität: 

Ein gutes Beispiel für Volatilität sind die Rohwarenpreise.  

Generell sind die Rohwarenpreise für Lebensmittel stark abhängig von  

– politischen  

– wirtschaftlichen und  

– und ökologischen Bedingungen beeinflusst.  

Globale Krisen verstärken diese Volatilität regelmäßig.  

Die Preise steigen in fast allen Kategorien und bei einigen Rohwaren, wie z.B. Weizen oder Öl, kommt es zu Engpässen in der Warenverfügbarkeit. 

Experten prognostizieren für die Zukunft eine Verschärfung dieser Situation, z.B. durch  

– die globale Klimaerwärmung  

– der wachsenden Weltbevölkerung und  

– die Nutzung von Rohwaren für Biokraftstoffe 

Die Verfügbarkeit ausreichender Rohstoffe einschränken wird nicht mehr gewährleistet sein.  

D.h. die Volatilität der Rohwarenpreise wird sich langfristig nicht erholen, sondern für die Rohwareneinkäufer der Lebensmittelindustrie „normal“ werden. 

Weiter geht es mit der Kategorie Unsicherheit: 

Wenn wir über Unsicherheit in der Lebensmittelbranche nachdenken, ist ein gutes Beispiel die globale Vernetzung unserer Einkaufsquellen.  

Nehmen wir den Einkauf von Tiefkühlerdbeeren aus China, Cranberries aus Kanada oder Lebensmittel aus Fernost.  

Diese gut abgestimmte Lieferkette gerät bei Ereignissen wie der Corona-Krise oder der Blockade des Suez-Kanals ins Stocken. Rohwarenengpässe und Preissteigerungen sind die Folge.  

Ein zweites Beispiel unter der Kategorie Unsicherheit sind zukünftig zu erwartende Ernteausfälle aufgrund des Klimawandels.  

Die Lebensmittelindustrie musste schon immer mit Ernteausfällen rechnen, weil es zu wenig oder zu viel geregnet hat oder andere Gründe die Ernte geschädigt haben.  

In Zukunft wird es aber noch mehr Ernteausfälle geben, die mehrere relevante Anbauregionen eines Rohstoffes betreffen können, so dass die Unsicherheit für stabile Ernten zunimmt. 

Unsere dritte Kategorie: Komplexität:  

Die zunehmende Komplexität lässt sich sehr gut an der heutigen Erlebnisse der Kunden im Markt verdeutlichen. Während vor 30 Jahren der Supermarkt oder der Kiosk um die Ecke die einzigen Einkaufsstätten waren, kann der Konsument heute bei  

– Lieferservices der großen Handelsketten,  

– über eCommerce in den Online-Shops der Markenhersteller oder  

– bei Drittanbietern wie Amazon Fresh einkaufen.  

Wer schon länger im Vertrieb tätig ist, hat miterlebt, wie die Vertriebskanäle vielfältiger und damit auch komplexer geworden sind. 

Mit der zunehmenden Individualisierung unserer Gesellschaft steigt auch der Innovationsdruck und die damit verbundene Komplexität. Es gibt immer mehr Produktsegmente mit immer kürzeren Trendzyklen. Der Lebensmittelhandel fordert immer mehr neue Produkte. 

Generell kann man sagen, dass Komplexität deshalb so unangenehm ist, weil wir es hier mit dem Konzept der unknown unknowns zu tun haben. Das bedeutet, dass wir nicht wissen können, dass wir nicht wissen, das wir ein Problem haben werden.  Wie wollen wir uns darauf vorbereiten? Wir können es nicht. 

Und unsere letzte Kategorie: Ambiguität: 

Mehrdeutigkeit beschreibt das Vorhandensein mehrerer Interpretationsmöglichkeiten einer Information und damit mehrerer Lösungswege. Ein Richtig oder Falsch ist bei dieser Eindeutigkeit nicht mehr möglich. Die große Verfügbarkeit von Daten macht uns hier das Leben sehr schwer. 

In der Lebensmittelindustrie ist es manchmal so, dass zu bestimmten Ernährungsformen die Studienlage immer wieder anders ist oder zu neuen Ergebnissen kommt. Denken Sie an Kaffee, da sagen Studien mal bedenklich, mal unbedenklich.  

Das heißt, für den Verbraucher gibt es immer wieder eine neue Faktenlage und damit auch ein verändertes Konsumverhalten und für das Lebensmittelunternehmen ist es schwierig, hier immer die passenden Antworten und Produkte zu finden. 

Man sieht also an diesen Beispielen, dass viele Einflüsse auf die Unternehmen außerhalb des eigenen Einflussbereiches liegen und überraschend auf die Unternehmen treffen können. Es ist vor allem die Komplexität, die uns zu schaffen macht. 

Lesenswert:

1 https://dougthorpe.com/leading-in-a-vuca-world/, abgerufen am 9.8.2022

2 Auf den Weg zur agilen Organisation von Torsten Scheller, 2017 im Vahlen Verlag

3 https://projekte-leicht-gemacht.de/blog/business-wissen/vuca/